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Erinnerungen an Sir David Mostyn

 

Es gilt an einen Mann zu erinnern, den noch viele ehemalige Angehörige der früheren German Security Unit kennenlernen durften und in dessen Rolle als Hausherren der Villa Lemm erlebten. Ein Mann, der eher unauffällig auftrat und agierte und dennoch zu den wichtigsten Entscheidungsträgern der Berliner Brigade gehörte: Sir Joseph David Frederick Mostyn, der sich selbst stets nur David Mostyn nannte und im September 1980 der 18. britische Stadtkommandant in Berlin wurde.

 

GOC18-Mostyn 

18. Stadtkommandant von 1980 bis 1983: David Mostyn

 

Der 1928 geborene Mostyn entstammte einer großen Offiziersfamilie. Sein Großvater war Oberstleutnant Edward Henry Joseph Mostyn (1857-1916), der ein noch sehr traditionell eingestellter Soldat und ebenso konservatives Familienoberhaupt war. Mit seiner Frau hatte er insgesamt neun Kinder, darunter fünf Mädchen. Alle Jungen wurden mit erstem Vornamen Joseph benannt, während die weiblichen Nachkommen auf den Namen Mary getauft wurden. Die Kinder erhielten lediglich unterschiedlichen Zweitnamen. Bei einem der Nachkommen handelte es sich um Lieutenant Joseph Philip David Mostyn (1894-1929), den Vater des späteren Stadtkommandanten, der jedoch nur wenige Wochen nach der Geburt des Sohnes starb. 

David Mostyn wuchs bei seinem Onkel und seiner Tante auf, trat 1949 in den Militärdienst ein und absolvierte zunächst seine Grundausbildung an der königlichen Militärakademie von Sandhurst. 

Seine militärische Karriere begann der junge Offizier bei der Infanterie als Angehöriger der berühmten Green Jackets. 1958 wurde er zunächst an das kanadische Army Staff College versetzt und wechselte im Anschluss in das Kriegsministerium und erhielt die Zuständigkeit für den operativen Bereich für die Karibik, das Mittelmeer, den Nahen Osten und Afrika.

Anfang der 1960er Jahre folgten Einsätze in Kuwait, Rhodesien und -wegen der Unruhen im Zusammenhang mit der Unabhängigkeit von British-Guayana- in Kamerun. Für diese Verwendung wurde Mostyn 1962 mit der Ordensstufe Member of British Empire (MBE) ausgezeichnet. 

Im Anschluss erhielt er sein erstes Kommando als Chef seines Heimatregiments, den Royal Green Jackets. Es folgten Einsätze in Malaya und in Brunai, während der Konfrontation mit Indoenesien. Seinen ersten bedeutenden Einsatz absolvierte er als Teilnehmer gegen die Aufständigen der berüchtigten Brunai-Revolte im Dezember 1962.

1969 befehligte Mostyn das 2. Battalion der Green Jackets, das ihn nach Nordirland, Griechenland, Zypern und zur Rheinarmee nach Deutschland führte. Es schlossen sich weitere Verwendungen mit Führungsaufgaben an, u. a. als Dozent an einer Militärakademie und im Verteidigungsministerium, sowie wieder als Kommandeur des 2. Battalions der Green Jackets in Deutschland und in Nordirland.

Nach einer Tätigkeit als taktischer Ausbilder von Infanteristen wurde er 1972 als Brigadier Kommandeur der 8. Infanteriebrigade in Londonderry und erhielt wegen außerordentlicher Leistung die Ordensstufe Order of the British Empire (OBE).

Nach mehreren Lehrtätigkeiten wurde Mostyn 1978 zum Generalmajor befördert und mit dem Posten des Direktors des Army Personal Service betraut. Auf diesem Posten machte sich Mostyn ein besonderen Namen wegen der Einführung verbesserter Gehalts- und Arbeitsbedingungen bei der Armee. 

Als Nachfolger von Robert Richardson übernahm der 51jährige Mostyn schließlich im September 1980 das Amt des britischen Stadtkommandanten in Berlin. Legendär bleibt eine seiner Initiativen, die zu jener Zeit zu weltweitem Aufsehen und Diskussionen führte: David Mostyn, überzeugter Offizier zu Kriegs-, aber vor allem auch zu Friedenszeiten, obgleich man mit Sicherheit die Epoche des Kalten Krieges nicht als Friedenszeit bezeichnen darf, setzte sich erfolgreich für eine Verbesserung der humanitären Haftbedingungen des ehemaligen Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß ein, der im Spandauer Kriegsverbrechergefägnis einsaß. Als Stadtkommandant überwachte Mostyn, so wie viele seiner Vorgänger und Nachfolger auch, die Haftbedingungen des einzigen Insassen und traf zudem mit Heß im Gefägnis zusammen.

Ebenso spektakulär war eine Szene während der Generalprobe anlässlich der jährlichen Queens Birthday Parade, bei der plötzlich wegen der lauten Musik der einlaufenden Army-Band, das Pferd des Stadtkommandanten durchging. 

In seine Berliner Amtszeit fiel auch die Anbindung der German Security Unit an das 2. Regiment der britischen Militärpolizei im Oktober 1982, die er selbst aktiv unterstützte, was mit Sicherheit nicht nur zweckmäßig und sinnvoll war, sondern auch auf das gute persönlich Verhältnis zum damaligen Einheitsführer der GSU, Wolfgang Schiller, zurückzuführen ist.

 

Mostyn-SchillerOktober 1983: Mostyn verabschiedet sich im RMP-HQ auch von Wolfgang Schiller (2.v.r.)

 

David Mostyn verließ Berlin im Oktober 1983 nach einer dreijährigen Amtszeit und wurde von Bernard Gordon-Lennox als Stadtkommandant abgelöst. Wie wahrscheinlich bei den meisten seiner Vorgänger und Nachfolger, blieb die Berliner Zeit für ihn als eine sehr beeindruckende hanftend, was spätere persönliche Briefe Mostyns an Wolfgang Schiller sehr deutlich machen.

Der ehemalige Stadtkommandant wurde nach seinem Auszug aus der Villa Lemm zum Generalleutnant befördert und neuer Militärsekretär im Verteidigungsministerium. Bereits ein Jahr später erfolgte die Beförderung zum General. Damit gehörte Mostyn, neben Geoffrey Kemp Bourne, zu den einzigen britischen Stadtkommandanten, die den Rang eines 4-Sterne-Generals erreicht haben.

1984 schlug ihn Königin Elizabeth II zum Ritter, die ihn 1987 auch zum Sonderbeauftragten Ihrer Majestät ernannte; ein Ehrenamt, das er bis 1989 ausübte. 1986 übernahm Mostyn den Posten des Adjutant General und ging hart gegen steigende Mobbing-Vorfälle beim britischen Militär vor. Darüber hinaus erreichte er eine größere Verwendungsbreite und verbesserte Gleichstellungen für weibliche Soldaten und Offiziere.

1989 trat Mostyn, der zudem auch zwischen 1983 und 1988 Ehrenoberst von zwei Einheiten war, in den Ruhestand.

Auch nach seiner Pensionierung blieb er ehrenamtlich aktiv und übernahm verschiedene Ämter. So war er Vorsitzender der Duke of York Royal Military School und des Lyne Regis Hospital Trust sowie Präsident der Army Boxing and Swimming Association.

General Sir David Mostyn, der im Januar 2007 im Alter von 78 Jahren gestorben ist, war ein Stadtkommandant, der sich auch wesentlich für die Belange der GSU eingesetzt hat, auch wenn dies oft im Verborgenen blieb. Ehemalige GSU-Angehörige werden ihn als besonders höflich und offen erlebt haben.

Ein Grund mehr, sich an diesen Menschen zu erinnern, der am 28. November 85 Jahre alt geworden wäre.

 

Die Kameradschaft 248 German Security Unit e. V. ist seit August 2013 Vollmitglied der ROYAL MILITARY POLICE ASSOCIATION und der einzige Verein, der seitens der britischen Militärpolizei als Repräsentant der ehemaligen German Security Unit und für deren geschichtliche Darstellung anerkannt wird.